Wien 2015, 4F

Sonntag
Am Sonntagmorgen haben wir uns einigermassen ausgeschlafen (einige weniger, andere mehr) am Bahnhof SBB besammelt und den Zug Richtung Wiener Westbahnhof bestiegen. Die Stimmung war aufgeregt und heiter. Im ganzen Zugabteil wurde laut geschwatzt und gelacht. Einige feilten noch an ihren Vorträgen, welche sie in Wien halten mussten. Es war ein solcher Tumult im Zug, dass man es fast nicht schaffte, auch nur kurz die Augen zu schliessen und ein wenig zu träumen. Die Zugfahrt mutete einigen von uns unendlich lange an. Als wir schliesselich in Wien angekommen waren, schleppten wir unsere Koffer zur U-Bahn und fuhren zu unserem Hotel. Am Abend gab es ein ausgezeichnetes Mahl in einem typischen Wiener Restaurant. Die meisten bestellten Schnitzel.
 

Montag
Am Montagvormittag besuchten wir als erstes das Mozarthaus. Eine Führung gab uns Einblick in den ursprünglichen Wohnraum Mozarts, welcher während zu seiner produktivsten Zeit in Wien lebte. Danach bestaunten den wir den Stephansdom im Zentrum Wiens. Von dort aus kamen wir in den Genuss einer ausgezeichneten Führung, welche uns in durch die Katakomben unter dem Stephansdom führte. Welch unglaublicher Anblick - mehrere tausend Skelette liegen noch heute dort. Die meisten stammen aus der Zeit der Pest, einige von bekannten Habsburgern, welche nun säuberlich neben ihren Familien ihre letzte Ruhe geniessen dürfen.
Nach dem Mittagessen machten wir uns auf den Weg zum Sigmund Freud-Museum. Wir trafen uns direkt vor dem Gebäude in der Berggasse 19. Vor der offiziellen Führung hielten Sevilay und Amélie ihren Vortrag zum Thema Traumdeutung. Im Museum erhielten wir Hörgeräte und konnten so in Zweiergruppen oder alleine durch das Museum wandeln. Anschliessend präsentierten Aylin, Francesca und Lorenda das Thema „Psychopathologie des Alltagslebens“. Es folgten zwei weitere Präsentationen, welche thematisch mit Sigmund Freud respektive der Kinder-Psychoanalyse verknüpft waren. Nach diesem erlebnisreichen Nachmittag tafelten wir gemeinsam in einem edlen italienischen Restaurant.
Das Mozarthaus von innen: Die Front des Stephandoms: Dauernd fährt eine Kutsche über die Strasse. Eine der schönen Strassen im Zentrum

Dienstag
Der Wecker klingelte und riss uns aus dem wohlverdienten Schlaf. Schon um 8 Uhr ging es los in die Aspern-Schule. Auf den ersten Blick sieht die Schule von aussen modern und gepflegt aus und der Pausenhof bietet viel Raum. Die Direktorin begrüsste uns und führte ausführlich in das österreichische Schulsystem ein. Danach trafen wir einige Schüler, welche uns von ihren verschiedenen Projekten erzählten, die je einer bestimmten Fachrichtung angehörten: Wirtschaft, Tourismus, Gesundheit und Soziales, Technik und Kochen. Dieser Modulunterricht soll ihnen einen Überblick über die Berufswelt verschaffen und ihnen helfen, sich im Hinblick auf die spätere Berufswahl zu orientieren. Anschliessend luden sie uns zu einem köstlichen Apéro ein, welcher Gelegenheit zu informellen Gesprächen bot.
Wir finden die Idee der Module ausgezeichnet, denn so kann in der Schule auch praktisch und kreativ gearbeitet werden. Der Höhepunkt dieses Vormittags war definitiv der Besuch einzelner Schulstunden. Einige lustige Tanzeinlagen später betraten wir eine besonders interessante Lektion. In dieser Klasse befindet sich ein autistischer Junge, der von zwei Heipädagoginnen betreut wird, was für uns als PPP-Schülerinnen und -Schüler sehr interessant zu beobachten war. Seine Körpersprache und sein Verhalten veranschaulichten gut, was wir in der Theorie über den Autismus gelernt hatten. Neu für uns war, dass die Klassen von zwei Lehrpersonen gleichzeitig unterrichtet werden mit dem Ziel, dass keine Schülerin und kein Schüler benachteiligt wird.
Auf der Rückfahrt zurück in die Wiener Innenstadt regte uns diese Schulform zu heftigen Diskussionen über verschiedene Schulformen an. Eines war jedenfalls klar: Der Besuch an der Aspern-Schule war aussergewöhnlich und warf auch moralische Fragen auf.
In der Modul-Schule Aspern

Nach dem Mittagessen starteten wir von der Hauptsynagoge aus eine umfangreiche Tour, welche uns das Leben und die Vergangenheit der Juden in Wien näher brachte. Die Führung endete beim Mahnmal für die Österreichisch-Jüdischen Opfer der Schoah am Wiener Judenplatz. Es folgten zwei Vorträge von Mitschülern. Nach einem freien Nachmittag, den wir individuell in der Altstadt von Wien verbrachten, stand wiederum ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm.
Das Mahnmal für die Österreichisch-Jüdischen Opfer der Schoah am Wiener Judenplatz.

Mittwoch
Am Vormittag besuchten wir die Albertina im 1. Bezirk. Dort führte uns eine junge und sehr motivierte Frau durch die verschiedenen Räume, wobei sie uns als Klasse sehr gut miteinbezog. Im anschliessenden Workshop wurden wir einem kleinen Atelier beauftragt, gruppenweise aus verschiedenen Gegenständen ein Stilleben aufzubauen und dieses abzuzeichnen. Die Zeichnungen durften wir als Souvenir mitnehmen.                               Der Eingangsbereich der Albertina

Als nächster Programmpunkt stand die Österreichische Nationalbibliothek an, deren Prunksaal zu den schönsten Bibliothekssälen der Welt zählt. Nach der Führung bekamen wir die Gelegenheit uns die ÖNB mit ihrer faszinierenden Gemäldesammlung noch genauer anzuschauen. Am Nachmittag durften wir zunächst die Stadt frei erkunden.
Im Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek

Danach trafen wir uns vor dem Dritte-Mann-Museum. Der Musemusbesitzer begrüsste uns persönlich und erzählte uns von seiner Sammelleidenschaft. Er führt das Museum gemeinsam mit seiner Gattin – sie finanzieren alles aus eigener Tasche und teilen sich die Aufgaben: Er trägt die Informationen zusammen und sie ist für die Gestaltung zuständig. Das Museum besteht aus einem Sammelsurium mit Hintergrundinformationen über den 1949 in Wien gedrehten Film ,,Der Dritte Mann“.
Als krönender Abschluss diente ein Ausschnitt aus dem Film, welchen uns der Besitzer auf einem selbstgebauten alten Videoprojektor vorführte.
Im Dritten-Mann Museum

Zum Abschluss des Tages ging es auf den Naschmarkt in der Nähe des Museums, den wir individuell oder in Gruppen besuchen. Am Naschmarkt kann man, wie es der Name schon sagt, wirklich an jedem Stand naschen. Überall werden Falafel mit Hummus oder getrocknete Früchte angepriesen.
Auf dem Naschmarkt

Donnerstag
Zur Feier des 650-Jahre-Jubiläums der Universität Wien findet aktuell im Hauptgebäude der Universität eine Ausstellung über den Wiener Kreis statt, welche wir besuchten. 1924 gründeten der Philosoph Moritz Schlick, der Mathematiker Hans Hahn und der Sozialreformer Otto Neurath in Wien einen philosophischen Zirkel, um eine wissenschaftliche Weltauffassung zu entwickeln und zu verbreiten.
Zum sehr leckeren Mittagessen wurden wir ins Café Landtmann eingeladen, der beliebtesten Cafés von Wien, in dem schon viele bekannte Persönlichkeiten zu Gast waren.

Am Nachmittag waren wir im Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. Eine junge Frau führte uns durch die Geschichte der Verhütungsmittel und zeigte uns, wie grausam in den verschiedensten Ländern auch heute noch Schwangerschaften abgebrochen werden. Es gab viele Informationen zur Schwangerschaftsprävention, damit es gar nicht zu einer Abtreibung kommen muss. Nach diesem spannenden Besuch ging es weiter zum Prater, wo uns eine wundervolle Fahrt erwartete. Als Erinnerung an diese tolle Studienreise gab es noch ein Klassenfoto vor dem Riesenrad. Nach diesem Vergnügen liessen wir den letzten Abend in einem nahe gelegenen peruanischen Restaurant ausklingen.

Rückreise
Mit Essen und Getränken eingedeckt nahmen wir die lange Zugfahrt erneut in Angriff. Wir freuten uns sehr auf die Rückkehr nachhause, waren aber auch traurig, dass diese wunderbare Studienreise bald vorbei sein würde. Auf der Rückreise ging es um einiges leiser zu. Die lustige, lehrreiche und interessante Studienreise wird uns allen in guter Erinnerung bleiben.

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