Berlin 2018, 4ABC
Anstatt zu fliegen, sind wir am Sonntag, 23.9.2018 mit dem Zug nach Berlin gefahren. Die Zugfahrt dauerte etwa acht Stunden. Auf der Hinfahrt waren alle sehr gespannt auf die kommende Woche, also war die Reise oftmals laut. Wir haben die Zeit vertrieben mit Plaudern, Spielen und Musikhören. In Berlin angekommen fanden wir ohne Probleme unsere Unterkunft, das Pfefferbett. Zuerst einmal machten wir es uns in unseren 4er oder 6er Zimmern gemütlich. Jedes Zimmer hatte ein eigenes Bad, was sehr angenehm war. Zum Frühstück gab es immer eine sehr grosse Auswahl an leckerem Essen. Tagsüber waren wir praktisch nie im Pfefferbett, da wir immer unterwegs waren, doch am Abend war es sehr gemütlich in der Lobby noch ein bisschen zu plaudern oder Billiard zu spielen. Ausser einem Billiardtisch war draussen noch ein PingPong Tisch und ein «Döggelikasten» vorhanden, wo man sich die Zeit vertreiben konnte. Alles in allem hätte man sich keine bessere Unterkunft für diese tolle Woche wünschen können.
Für die Verpflegung in Berlin hat Frau Hilfiker vorgesorgt und für drei Abende in wundervollen Restaurants reserviert. Einmal gab es Vietnamesisch, einmal gab es Italienisch und am letzten Abend gab es Burger. Es war immer super lecker und auch preiswert. Den Tag hindurch haben wir uns in Gruppen selber verpflegt und uns immer spontan in einem Restaurant hingesetzt oder gar bei einer Dönerbude uns richtige Döner gekauft. Wir haben eine Woche lang immer super gegessen und sind alle immer mit vollem Magen am Abend schlafen gegangen.
Am eiskalten Montagmorgen versammelten wir uns vor dem Hostel. Jedoch musste die Hälfte der Gruppe zurück in Zimmer um sich eine zusätzliche Jacke und einen Schal zu holen. Nach einer kurzen Selfie Session, vor dem Brandenburger Tor trafen wir einen echten Berliner. Er nahm uns mit auf eine erste Stadterkundung durch Berlin. Nach dem imposanten Tor ging es weiter vorbei an dem Haus von Max Liebermann, vor welchem, wie auch sonst in der ganzen Stadt einer der zahlreichen goldenen Stolpersteine, welche mit Namen und Lebensdaten der jeweiligen Persönlichkeit versehen sind, eingelassen
ist. Die Suche nach diesen Steinen begleitete uns auf der ganzen restlichen Reise. Weiter ging es entlang der Straße “Unter den Linden”, welche früher das geographische und geistliche Zentrum war. Danach stoppten wir an der “komischen Oper”, wobei wir beim Namen schmunzeln mussten. Dort wärmten wir uns an den Sonnenstrahlen auf, und erfuhren etwas über die Luftbrücke, welche Westberlin während einem Jahr versorgte. Weiter ging es zum Bebelplatz, wo unser Guide (in Deutschland wird das Wort «Führer» nicht gerne gehört) uns ein Denkmal zeigte,welches man “Entweder anschauen oder einfach rüber hinweg laufen kann, ohne gezwungen zu sein, es wahrzunehmen” wie er uns erklärte. Dieses war das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung, wo man leere Bücherregale erkennen kann.
Nächster Halt war dann der Checkpoint Charlie. Und als Letztes gingen wir alle zusammen bis zum Kaufhaus des Westens (KaDeWe), wo wir die Führung beendeten, unserem Guide eine Schachtel Läckerli überreichten und schlussendlich eineinhalb Stunden Pause bekamen, um uns das Mittagessen zu besorgen.
Am Nachmittag haben wir uns mit dem „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ auseinandergesetzt. Das Mahnmal liegt in der Nähe des Brandenburger Tors und somit im Zentrum Berlins. Als wir dort angekommen sind bekamen wir als erstes den Auftrag uns alleine in das Feld von den rund 2711 Stelen zu begeben und dies einfach einmal auf uns wirken zu lassen. Es war sehr eindrücklich, denn die Gänge wirkten unendlich lang und die Stelen wurden immer höher. Die Stimmung wurde immer finsterer. Daher, dass man sich alleine auf den Weg machen musste, konnte man nichts als schweigen und die ganzen Impressionen aufnehmen. Leider war das Wetter an diesem Nachmittag sehr schlecht und kalt, wodurch wir den weiteren Arbeitsauftrag in der Lobby vom Pfefferbett lösen mussten. Dort war es zum Glück warm und gemütlich und wir haben uns viel Zeit genommen um über die damalige Epoche und deren Ereignisse zu sprechen. Wir haben den Unterschied zwischen Mahnmal und Denkmal behandelt und haben Textauszüge von Betroffenen des Holocausts gelesen. Auch unsere Impressionen und Gedanken wurden zu diesem Thema geschildert und es wurde dadurch sehr emotional. Dies wird wohl eine der bleibenden Erinnerungen an Berlin sein, denn es war der Moment, an dem wir alle wirklich realisiert haben, welch grauenhafte Taten dort vollzogen wurden.
Am Dienstagmorgen verliessen wir das Hostel gegen 09:00Uhr, um pünktlich zu unserem Referenten zu kommen. Nach dreimaligem Verlaufen fanden wir es und betraten das karge, graue Haus. Unwissend betraten wir einen Sitzungsraum im 60-Jahre-Stil und nahmen Platz. Keiner von uns wusste, was uns erwartete. Aber nach ein paar Minuten trat ein gross gewachsener Herr mittleren Alters ein. Er begann über seine Tochter und ihren Vortrag, dessen Thema Insektensterben war, zu philosophieren. Diese Anekdote tragen wir bis heute noch mit uns. Seine Tochter musste ein Referat über das Insektensterben vortragen und er probierte, einen wissenschaftlichen Bericht zu finden, der dies beweisen würde. Dabei merkte er jedoch, dass die Insektenanzahl eigentlich konstant geblieben ist. Das brachte seine Tochter in eine schwere Situation. Wird sie das vortragen, was die Lehrerin und somit das System von ihr erwartet und zufrieden sein mit der guten Note, die sie bekommen wird? Oder wird sie die Wahrheit ans Licht bringen (somit gegen das System vorgehen) und eine schlechte Note bekommen, nur weil sie die Wahrheit vorgetragen hatte? Sie hat sich für die Wahrheit entschieden. Mit diesem Beispiel veranschaulichte er sehr deutlich, wie das Leben in der DDR war.
Am Dienstagnachmittag ging es für uns auf eine Mauertour und zwar auf dem Fahrrad, unter strahlend blauem Himmel. In zwei Gruppen aufgeteilt, fuhren wir während drei Stunden der ehemaligen Berliner Mauer entlang. Es war sehr eindrücklich wie lange die Mauer war. Wir haben mehrere Stopps eingelegt, wie zum Beispiel beim Schützengraben. Bei den Stopps hat unser Guide jeweils spannende und interessante Dinge über die DDR Zeit erzählt. Er erzählte uns, wie das Leben mit der Mauer war und berichtete von oftmals tragischen Geschichten von Familien, die getrennt wurden, tödliche Fluchtversuche und ungerechte Verhaftungen. Durch die Maurerradtour konnten wir noch einen neuen, ganz anderen Blick über Berlin erlangen, nicht nur über die Geschichte, sondern auch über die Stadt an sich, denn ansonsten waren wir an den restlichen Tagen nur mit der U-Bahn unterwegs. Aufgrund des vielen Verkehrs in Berlin, mussten wir bestimmt alle fünf Minuten anhalten. Insgesamt war die Mauerradtour sehr spannend und es war mal etwas anderes, als nur zu Fuss Dinge zu besichtigen. Es hat uns Spass gemacht und war eine großartige Erfahrung.
Am Mittwoch den 26.September gingen wir auf die Exkursion zum Schloss Sanssouci. Zuerst sind wir ziemlich lange mit der S-Bahn gefahren und hätten danach noch den Bus nehmen müssen. Jedoch entschieden sich die Lehrpersonen zu Fuss zu gehen, weil wir ansonsten zu spät ankommen wären. Auf dem Weg fuhr jedoch unser Bus an uns vorbei – was für ein Pech. Am Schloss angekommen, haben wir unsere modernisierten Versionen der Geschichte des Briefaustausches zwischen Voltaire und Friedrich II., theatralisch vorgestellt. Danach hatten wir Zeit die Umgebung vom Schloss zu erkundigen und viele haben schöne Fotos gemacht. Das Schloss von Friedrich II. hätten wir uns viel grösser und pompöser vorgestellt. Die Dekorationen der Zimmer waren sehr umfangsreich und farbig und ob es jetzt einem gefällt oder nicht, ist vom individuellen Geschmack abhängig.
Am Donnerstag, den 27.09.2018, besuchten wir die Ausstellung und den Workshop „Topographie des Terrors“ in der Nähe des Potsdamerplatzes. Das spezielle an diesem historischen Platz ist einerseits der längste Überrest der Berliner Mauer und andererseits befanden sich dort die wichtigste Zentralstandorte des nationalsozialistischen Terrors: Das Geheime Staatspolizeiamt, Die Reichsführung der SS, der Sicherheitsdienst der SS und während des 2. Weltkriegs das Reichssicherheitsamt, in welchem unter anderem Hitler mit seinen Hauptkomplizen regierte. Wir bekamen in 2 geteilten Gruppen eine Einführung in die Vergehen der Nazis und die Judentransporte, sowie von Behinderten und Andersdenkenden, Homosexuellen waren auch von den schrecklichen Taten betroffen. In kleineren Gruppen bearbeiteten wir einzelne Themengebiete, um diese dann wiederum den anderen vorzustellen. In der Ausstellung durfte man sich über sein Themengebiet informieren.
Die Berichte von damals so detailliert zu sehen hat uns sehr berührt. Es war ein eindrückliches Erlebnis diese Dinge an so einem zentralen Ort anzuschauen.
Auf der Rückreise waren wir alle sehr erschöpft von unserer schönen Woche. Diese Zeit im Zug verbrachten die meisten damit sich auszuruhen. Alles in allem war unsere Studienreise nach Berlin ein spannendes, informatives und spassiges Ereignis, welches wir in guter Erinnerung behalten werden.