Studienreise 2024
Die diesjährige Studienreise des Schwerpunktfaches Griechisch zu einigen wichtigen Orten und Stätten des antiken Griechenlands war ein wunderschönes Erlebnis und damit ein voller Erfolg. Die Reise konnte ohne unvorhersehbare Unannehmlichkeiten durchgeführt werden. Die Schülerinnen haben nicht nur selber mit ihren Vorträgen einen anregenden Beitrag geleistet, sondern auch die Kenntnis und Wirkung ihres Schwerpunktfaches durch die Unmittelbarkeit direkt vor Ort auf vielfältige Weise erweitert. Den beiden begleitenden Lehrpersonen, Patrizia Porcaro und Andreas Külling, ging es ebenso.
Donnerstag, den 19. September 2024
Mit Flug X1830 ab Zürich Flughafen erreichen wir pünktlich um 13.30 Uhr den Flughafen in Athen und steigen gleich in den bereits vorgefahrenen Bus ein. Die Stimmung ist trotz des etwas bewölkten Wetters heiter. Griechenland entfaltet auf vielfachen Wegen seine Wirkung.
Die knapp dreistündige Fahrt mit Kaffeehalt durch die bereits in der Antike bedeutenden Regionen Attika, Boiotien und Phokis, vorbei an Theben und Daulis (Ödipus!) nach Delphi ist eindrücklich und zeigt die Landschaft der griechischen Regionen in typischer Art und Weise. Das hat sich ja seit der Antike kaum verändert.
Freitag, den 20. September 2024 / Samstag, den 21. September 2024
Nach einer ruhigen Nacht im Hotel Acropole an den Abhängen des Parnass-Gebirges machen wir uns zum archäologischen Gelände auf, wo wir zuerst das Museum mit der Sphinx von Naxos, dem Wagenlenker oder der Säule mit den Choreuten besuchen. Alani führte uns anschliessend auf dem vorgegebenen Weg zu den wichtigsten Bauten, allen voran zum Schatzhaus der Athener, zum Apollon-Tempel, zum Theater, zur Stoa des Attalos oder zuoberst zum Stadion. Auf dem Weg erzählt sie viel zur Bedeutung der Kultstätte, so dass klar wird, warum Delphi so wichtig geworden ist.
Nach einem kurzen Besuch im byzantinischen Kloster Hosios Lukas fahren wir über die Meerenge bei Antirio / Rio auf die Peloponnes und nach Olympia.
Hier sind wir im Sporthotel Olympic Village untergebracht, wo wir nach einem reichhaltigen Büffet mit griechischen Speisen eine ruhige Nacht verbringen – am Rande des Geländes, wo die welt-berühmten olympischen (Sommer-)Spiele ihren Ursprung haben. Isabella führt uns am anderen Tag zu den wichtigsten Bauten und weist u.a. darauf hin, wie sie in ihrer zeitlichen Abfolge entstanden sind. Das hat zweifellos eine Bedeutung, ist doch z.B. anhand des Hera- und des Zeus-Tempels eine architektonische Entwicklung sichtbar, die noch deutlicher erkennbar sein wird.
Nächste Station ist knapp 100 Kilometer südlicher der mykenische Palast bei Epáno Englianó, besser bekannt als Nestor-Palast – ein erster Einblick in die mykenische Welt. Sinem zeigt uns den genauen Fundort der Pylos-Täfelchen und erläutert, warum diese in der griechischen Sprachwissenschaft ihre Bedeutung haben. Der ganze Palast ist ja wegen seiner eher schlichten Bauweise in der mykenischen Zeit einzigartig.
Sonntag, den 22. September 2024
In Pylos angekommen beziehen wir das Hotel mit Blick auf die Insel Sphakteria (die Schlacht im Peloponnesischen Krieg), schwimmen im Meer und setzen uns zum Essen in ein Estiatorio am Strand. Am folgenden Tag fahren wir auf unzähligen Strassenkehren durch die wilden Täler und steilen Schluchten des Taygetos-Gebirges zur byzantinischen Ruinenstadt Mystras. Ekaterini führt uns durch das weite Gelände, mit fundierten Berichten zu den Gebäuden kirchlicher, politischer, sozialer und wirtschaftlicher Bestimmung. Die Reise führt schliesslich nach kurzem Halt in Sparta nach Nafplion.
Montag bis Mittwoch, 23.-25. September 2024: Aufenthalt in Nafplion
Nach einem freien Tag besuchen wir die berühmten mykenischen Burgen in Mykene und Tiryns. Sinem führt uns weiter in die Zeit der mykenischen Epoche ein, die vor dem Hintergrund der eben begonnenen Homer-Lektüre (weit weg, im Schulzimmer…) einen unmittelbaren Bezug bekommt. Man schreitet jetzt plötzlich durch das prächtige (Löwen-)Tor, steht in einem Megaron oder sogar im berüchtigten Badezimmer eines Palastes. Die Argolis, also die Gegend der Nachbarstadt Argos, lockt aber auch mit einem Besuch des Heraions oder des in Stein gehauenen Theaters der Stadt Argos.
Am Morgen des letzten Tages in Nafplion machen wir uns beizeiten auf nach Epidauros. Glücklicherweise hält sich der Touristenstrom in Grenzen, sind doch im berühmten Theatron überblickbar wenige Leute und bestaunen die Genialität des griechischen Theaterbaus, den wir dank Aurelias Ausführungen besser nachvollziehen können. Aurelia hält ihren Vortrag – dem ursprünglichen Sinn Epidauros entsprechend – zu einem grösseren Teil über das grossangelegte Asklepieion; die Griechen besuchten Epidauros wegen des Aklepieions und seiner gesundheitsfördernden Einrichtungen, das Theater hatte eine untergeordnete Funktion.
Unsere Reise führt nach einem Besuch in der archäologischen Anlage von Korinth und dem dazugehörigen Kanal nach Athen, wo die Zeit noch hinreichend für einen zweistündigen Besuch im archäologischen Nationalmuseum reicht. Es ist doch einfach genial, wenn man da als erstes die (sog.) Maske des Agamemnon erblickt – hatten wir von ihr doch seit dem Mykene-Besuch gesprochen. Die unzähligen Objekte in den weitläufigen Räumen des Museums erschlagen einen fast; sucht man sich jedoch ein paar ausgewählte aus und betrachtet sie eingehend, ist das eine überraschende Freude.
Donnerstag, 26. September 2024
Der Ausflug auf die Insel Aigina und zum Aphaia-Tempel wurde zu einem Ereignis: Die Schülerinnen datierten den Tempel unterdessen selbständig oder bestimmten die Eigenheiten dieses Tempels (mit doppelstöckiger Cella!) korrekt. Die polychromen Figuren des Tympanons befinden sich heute in der Glyptothek in München – ein Besuch dort wird bereits ins Auge gefasst. Für heute aber lädt der Strand und das Meer in Hagia Marina zum Bade.
Freitag, den 27. September 2024
Die wohl berühmteste antike Stätte Griechenlands ist vielleicht auch die interessanteste: die Athener Akropolis mit Propyläen, Parthenon- und Erechtheion-Tempel und Dionysos-Theater. Wir haben die Hintergründe auf ihre historisch-politischen, sozialen, religiösen, architektonisch-mathematisch und literarischen Bedeutungen besprochen. Wenn das nicht eine unglaublich spannende Angelegenheit ist – vielleicht hat Perikles ja geahnt, dass davon auch nach 2'500 Jahren noch die Rede sein wird. Der Besuch im Akropolis-Museum bestätigt die Erkenntnisse und rundet das antike Griechenland in Athen ab.
Samstag, den 28. September 2024
Vor dem Rückflug nach Basel endet die Studienreise am Kap Sounion, der Südspitze Attikas. Beeindruckend, wie der für den Meeresgott geweihte Tempel auf dem hohen Felsen über dem tiefblauen Meer thront. Und die Seefahrenden ein letztes Mal vor der Weite und Gefahr des offenen Meeres der Ägäis an Poseidons guten Zuspruch für ihr Vorhaben mahnte.
Die Ankunft in Basel erfolgt plangemäss um halb neun. Wir sind wieder daheim. Griechenland ist wieder weit weg – aber auch viel näher als vor 10 Tagen.