Kinderhaus Gellert

Ein Tag im Kinderhaus Gellert

Pablo Candeago berichtet:

Als wir am 8. Dezember 2010 auf dem Spielplatz des Kinderhauses ankamen, wurden wir zuerst in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen waren Praktikanten, deren Aufgabe es war, den Rest unserer Klasse, welcher sich die Augen verbinden sollte, durch das Haus zu führen. Dieses Ritual symbolisierte den schweren Einstieg, den die Kinder zu bewältigen haben, wenn sie in ein Kinderheim gehen. Plötzlich müssen sie sich in die Hände eines völlig Fremden begeben, ihm vertrauen und sich ihm öffnen, wenn möglich. Wir finden, dass uns dieser Prozess sehr verständlich und auf eine spielerische Art näher gebracht wurde, da wir selbst in diese Lage versetzt wurden. Einzig die Auswertung hätte man kürzer gestalten können.
Als wir die Treppe, die wir gerade eben noch blind hinunter tasteten, nun sehend hoch liefen, begegneten wir ein paar Kindern des Heimes. Sie waren ungefähr fünf oder sechs Jahre alt und rannten vergnügt in den Speisesaal, da es offensichtlich Mittagessen gab. Wir gingen in einen Besprechungsraum und der Heimleiter erzählte uns von seiner Funktion hier im Haus, dem allgemeinen Tagesablauf und den Problemen und Vorurteilen in seinem Beruf. Wir alle waren sehr interessiert und stellten viele Fragen, jedoch wurden diese unserer Meinung nach ein bisschen zu unsachlich beantwortet. Oftmals scheint es, als ob wir unterschätzt werden, obwohl wir uns mittlerweile ein beachtliches Fachwissen angeeignet haben. Besonders eindrücklich war, dass der Heimleiter darauf hinwies, man solle kein Mitleid mit den Kindern haben, dass sie im Heim sind, denn sie würden aus oft sehr schwierigen Verhältnissen herausgeholt. Das jüngste Kind ist zwei Monate alt und kam direkt nach der Geburt ins Heim, weil die Mutter drogenabhängig ist. Bei ihr daheim wäre das Kind vielleicht verhungert. Auch erfuhren wir, dass immer jemand vor Ort ist und die Kinder möglichst kontinuierlich von denselben Personen betreut werden, damit sie eine stabile Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen können.
Der Tag im Kinderhaus Gellert war sehr informativ und hat uns diesem Beruf um einiges näher gebracht. Allerdings hätte man mehr fachliches Wissen einbauen können und wir hätten auch gerne noch mehr von dem Kinderhaus gesehen, so dass wir uns ein genaueres Bild vom Alltag hätten machen können. Vielleicht war das aber einfach nicht möglich, da man die Kinder nicht zur Schau stellen wollte und ihnen vor allem nicht das Gefühl geben will, dass sie anders sind als andere Kinder.

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