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Köpfe und Geschichten der Pädagogik

Programminfo Podcast Rudolf Steiner & Peter Petersen

 “Neue Erziehungswissenschaft gibt dem Satz seinen vollen Sinn: Adolf Hitler, der Erzieher des deutschen Volkes.“[1]

 So äusserte sich Peter Petersen, ein bekannter Reformpädagoge, zur Erziehung in der NS-Zeit. Im folgenden Podcast wollen wir uns aber nicht seiner kontrovers diskutierten Person widmen, die er während der NS-Zeit war, sondern seiner Reformpädagogik. Nebst Peter Petersen wollen wir uns auch einem zweiten Reformpädagogen widmen: Rudolf Steiner.

Anlass zu dieser Sondersendung ist der 160 Geburtstag Rudolf Steiners, der wohl bekannteste Anthroposoph und Begründer der Waldorf-Pädagogik. Seine Pädagogik zielt auf ein tiefergehendes Wissen gegenüber anderen Menschen und der zu erlebenden Welt ab und nicht auf ein spezifisches Fachwissen. Mehr darüber aber in unserem Podcast.

Als Gesprächspunkte erwartet Sie die Gegenüberstellung von Steiners und Petersens Pädagogik in Bezug auf die Bindung zwischen den Lehrpersonen und den Lernenden, wie auch die Rolle der Eltern in dieser Interaktion haben. So spielt das Elternhaus nach Steiner eine wichtige Rolle. Denn er meinte, die Lehrer:innen bekommen:

 «Ein Bild des ganzen Elternhauses; in der Gesundheit, im Temperament, im Fassungsvermögen, in der moralischen Anlage trägt das Kind das Elternhaus in die Schule hinein.«[2]

 Die Haltung von Steiner zur Bindung zwischen Lehrpersonen und Schüler:in, die wir im Gespräch aufgreifen werden, wird auch durch folgende Aussage deutlich:

 “Nichts ist nützlicher und fruchtbarer im Unterricht, als wenn Sie dem Kinde zwischen dem 7. und 8. Lebensjahre etwas in Bildern geben und später, vielleicht im 13., 14. Lebensjahre, wieder in irgendeiner Form darauf zurückkommen können. Gerade aus dem Grunde wird bei uns in der Waldorfschule versucht, die Kinder möglichst lange bei einer Lehrkraft zu lassen. [...] Das ist deshalb gut, damit die Dinge, die einmal keimhaft in dem Kinde veranlagt werden, immer wieder und wiederum den Inhalt der Erziehungsmittel abgeben können.»[3]

 Auch bei Peter Petersen sind die sozialen Interaktionen sehr wichtig. Bei Peter Petersen steht aber auch die Individualität der Kinder im Vordergrund. So sagte Peter Petersen:

 «Wie muss diejenige Erziehungsgemeinschaft gestaltet werden, in welcher sich ein Menschenkind die beste Bildung erwerben kann, d.h. eine Bildung, [...] die ihm innerhalb dieser Gemeinschaft vermittelt wird und die es reicher, wertvoller zur größeren Gemeinschaft zurückführt und dieser als tätiges Glied wiederum übergibt? Oder kürzer, wie soll die Erziehungsgemeinschaft beschaffen sein, in der und durch die ein Mensch seine Individualität zur Persönlichkeit vollenden kann.»[4]

 Nebst der Individualität kommt auch die Gruppendynamik zum Zug, wie man dem Zitat entnehmen kann. Über diese Gruppendynamik und das gemeinsame Lernen in Schulräumen bei Peter Petersens Jenaplan, welche im folgenden Zitat ersichtlich werden, diskutieren Mascha Hunziker, Kir MacDonald und Andreas Golder im Podcast über Rudolf Steiner und Peter Petersen.

 «Das Kind aber begehrt noch sehnlichst nach dem Neuen, sieht, hört, ertastet viel, viel mehr als der Erwachsene [] und eben auch an dem, was ihm [] im Schulräume an Reizen gegeben ist. Seine Neugierde ist mithin noch näher dem echten, tiefen Sich-Wundern, das aller Philosophie Anfang sein soll.»[5]



[1]Benjamin Ortmeyer, Mythos und Pathos statt Logos und Ethos: zu den Publikationen führender Erziehungswissenschaftler in der NS-Zeit: Eduard Spranger, Herman Nohl, Erich Weniger und Peter Petersen. (Weinheim: Beltz, 2009), 310.

[2] Maurer, Mathias (2015): Nur über das Elternhaus [online]. URL: https://www.erziehungskunst.de/artikel/nur-ueber-das-elternhaus/ [Stand: 26. April 2021]

[3] Rudolf Steiner, Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit, (Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 1989), 63.

[4] Peter Petersen, Der Kleine Jenaplan, (Weinheim: Beltz, 2014), 7.

[5] Inge Hansen-Schaberg, Hrsg., Reformpädagogische Schulkonzepte Band (3): Jenaplan-Pädagogik. (Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2012), 21.

Programminfo Podcast

Jean-Jaques Rousseau und Wilhelm von Humboldt

In dieser Podcast-Folge werden Themen wie Bildung, Erziehung und Schule angesprochen und stark diskutiert. Auf der eine Seite haben wir Jean-Jaques Rousseau der für seine Laissez- faire Erziehung bekannt ist und die Meinung vertritt das ein Kind nicht geleitet, sondern nur unterstützt werden soll (wenn nötig). Er sagt, dass der Mensch in einem Naturzustand geboren wird. In diesem Zustand ist er gut, rein und strebt nach Individualität. Er ist der Meinung, dass die Gesellschaft diesen Naturzustand zerstört und zeitgleich Dinge wie Neid und Krieg hervorruft. Da man aber in diesen Naturzustand nicht zurückkommt, weil man schon in der zivilisierten Gesellschaft feststeckt gibt es nur noch 2 Möglichkeiten die ursprüngliche Freiheit wieder herzustellen. Zum einen könnten wir eine Staatsform haben, die wirklich fair ist oder wir versuchen die Erziehung so natürlich wie möglich zu gestalten und nicht einzugreifen.

Wilhelm von Humboldt hingegen, legt grossen Wert auf eine strukturierte und klar geordnete Erziehung und Schulbildung. Man sollte klar einordnen, wann man für welche Bildung bereit ist, und wie diese gestalten werden muss, um möglichst effektiv zu sein.

Dank diesen sehr unterschiedlichen Ansichten ist es in diesem Podcast zu äusserst interessanten Diskussionen und Gesprächen gekommen, welche die Meinung des jeweiligen Pädagogen nochmals deutlich unterstrichen, hat.

 

Folgende Zitate werden Sie in unserem Podcast antreffen:

«Alles ist gut, wie es aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen; alles entartet unter den Händen der Menschen.» (Quelle: Rousseau, Emil oder über die Erziehung (Émile ou de l'éducation), 1762)

«Keiner von uns ist ein so grosser Philosoph, dass er sich an die Stelle eines Kindes versetzten könnte.» (Quelle: Jean Jaques Rousseau von Dieter Sturma, 2001, C.H. Beck Verlag)

«Es gibt schlechterdings gewisse Kenntnisse, die allgemein sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnungen und des Charakters, die keinem fehlen darf. Jeder ist offenbar nur dann ein guter Handwerker, Kaufmann, Soldat und Geschäftsmann, wenn er an sich und ohne Hinsicht auf seinen besonderen Beruf ein guter, anständiger, seinem Stande nach aufgeklärter Mensch und Bürger ist. Gibt ihm der Schulunterricht, was hierfür erforderlich ist, so erwirbt er die besondere Fähigkeit seines Berufs nachher so leicht und behält immer die Freiheit, wie im Leben so oft geschieht, von einem zum andern überzugehen.» (Quelle: Bericht der Sektion des Kultus und Unterrichts. Dokument im PPP Ordner)

«Denn der Isolierte Mensch vermag sich ebenso wenig zu bilden, als der der in seiner Freiheit gewaltsam gehemmte(Quelle: Humboldt, W., Briefe. An Forster, 1.6.1792 )

«DAS FINDE ICH ABER EIN WENIG ZU VIEL DES GUTEN.»
am 06.05.2021 bei Alles um Erziehung

Wie streng soll Erziehung sein? Darüber streiten sich aktuell viele Fachleute und auch Eltern. Deshalb haben wir dazu einen Experten und eine Expertin eingeladen. In unserem heutigen Podcast werden wir mit der Pädagogin Maria Montessori und dem Erziehungswissenschaftler Alexander Sutherland Neill besprechen, was die Kriterien für eine gelungene Erziehung sind. Mit ihnen werden wir ihre Ansichten zur Entwicklung des Kindes und die Rolle der Erziehenden diskutieren. Anschliessend werden Meinungen zu traditionellen Erziehungsmassnahmen ausgetauscht und die Wichtigkeit der Schulen beleuchtet. Anhand dieses Podcasts erhalten Sie einen Einblick in revolutionäre Ansätze der Pädagogik.

Maria Montessori (1870-1952) ist Vorbild für viele junge Frauen. Sie brach nämlich Traditionen und besuchte eine technische Hochschule. Ebenfalls schloss sie, als eine der ersten Frauen, ein Medizinstudium ab und wurde die erste Ärztin Italiens. Mit dem Satz: «Hilf mir es selbst zu tun»[1], revolutionierte sie die Stellung der Erziehenden. Das Kind steht nun im Vordergrund und nimmt den aktiven Part der Erziehung ein. Die Erziehenden versuchen das Kind dabei nur noch leicht zu lenken, belegend dazu sagt sie: «Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren»[2]. Es ist eine Selbstständigkeit, die durch die indirekt agierenden Erziehungsmassnahmen und Erziehenden geleitet wird. Selbstständig, da Kinder laut Montessori ihre eigenen Baumeister sind und deshalb in ihrer Persönlichkeit geachtet und als wertvolle Menschen angesehen werden sollen. Jedes Kind soll in seinem eigenen Rhythmus und mit eigener Motivation lernen. Gerade deshalb lehnt Montessori die Wertung in der Schule und den Vergleich mit Gleichaltrigen ab. Um ihre Methoden und Theorien zu entwickeln, gründete sie ein Kinderhaus in einem Armenviertel in Rom.

Bei Alexander Sutherland Neill (1883-1973) ist die Freiheit des Kindes noch ausgeprägter als bei Montessori. In der von ihm gegründeten Internatsschule Summerhill ist der Unterricht freiwillig. Ausserdem betont er das gleiche Recht für alle. Somit gibt es keine Autorität in seiner Vorstellung einer gelungenen Gesellschaft. Neill vertritt die antiautoritäre Erziehung, indem der Raum an Freiheit für die Kinder möglichst gross gehalten wird, sodass der Charakter und die Persönlichkeit gestärkt werden können. Dies erfolgt am erfolgreichsten durch das Spielen, da hierbei die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Neill ist der Meinung, dass Kinder ihre Bedürfnisse selbst regeln können und keine Eingriffe der Erziehenden benötigen.

Unsere beiden Pädagogen drehen die Vorstellung der aktuellen Erziehung auf den Kopf und revolutionieren die traditionellen Wertvorstellungen. Durch ihren individuellen Hintergrund entwickelten sie moderne Herangehensweisen und Methoden aus denen Schulen und Institutionen gegründet wurden, die mit Sicherheit auch noch in Zukunft Kinder nach den Vorstellungen von Montessori und Neill erziehen werden. 

Die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede dieser zwei Persönlichkeiten werden wir in unserem Podcast mit spezifischen Fragen ergründen und Sie können live dabei sein, also schalten Sie ein!



[1] Montessori-Schule Münster: Grundgedanken der Montessori-Pädagogik (online): URL: https://www.montessori-muenster.org/montessori-pädagogik/die-pädagogik/

 

Fröbel und Steiner – zwei Pädagogen im Gespräch

Unsere Themen

Entwicklungsstufen des Kindes - Pädagogische Theorien - Bildungsinstitutionen:  Kindergarten - Waldorf-Schule

Corona-Massnahmen: Sind die Kindergarten- und Schulschliessungen ein grosser Einschnitt in der Entwicklung der Heranwachsenden?

Unsere Gäste:

Friedrich Fröbel (1782 als Sohn eines Pfarrers geboren, gelang es Fröbel die ersten Kindergärten Deutschlands zu gründen.)

Rudolf Steiner (1861 im heutigen Kroatien geboren, ist Steiner heute insbesondere für seine anthroposophische Theorie bekannt.)

Lehnen Sie sich zurück und geniessen Sie die Weltpremiere

Zum ersten Mal diskutieren die beiden Pädagogik-Grössen miteinander über ihre Ansichten und Theorien. Von den Entwicklungsstufen der Kinder, über die von den Pädagogen propagierten Bildungsinstitutionen bis hin in die aktuelle Coronakrise und der Schliessung der Bildungseinrichtungen werden viele interessante wie drängende Fragen angesprochen. Manchmal kollegial und manchmal hitzig lässt dieses Gespräch tief in die Köpfe dieser zwei Ikonen blicken.

“Dieses Interview ist der grosse Wurf! Es öffnet Augen und verschiebt Weltbilder!” – Zeit Kultur

Quellenverzeichnis                                                 

Direkte Zitate

Fröbel,(1848), Brief an Schülerin und spätere Ehefrau Luise Levin: Eine Offenbarung nenne ich den mir im Frühling 1840 auf einer Wanderung gekommene Name Kindergarten; Garten-Paradies, also Kindergarten, das den Kindern wieder zurückgegebene und gegebene Paradies. Wenn ich sagen soll, wie ich zu demselben gekommen, so weiss ich nichts zu sagen, genug, der Name war wie in einem Nu aus der Seele da, so dass mich der Name selbst erst befremdete, dann erfreute.
Fröbel, (1842), Ausgewählte Schriften, Vierter Band, Die Spielgaben, S.209: Der Kindergarten mit seinen Kinderspielen und Kinderleben ist also bloss ein erweitertes, sich nach Weg, Mittel, Zweck bewussteres, darum in gewisser Weise vollkommeneres und klar ausgebildetes Familienleben. Beide, Familie und Kindergarten, sollen sich gegenseitig zur Ergänzung, aber auch zum Spiegel und Muster dienen.
Fröbel (1826), Ausgewählte Schriften, zweiter Band,  Die Menschenentwicklung, S.36: In diesem Kindergarten ist das Spiel absolut zentral. Spielen ist die höchste Stufe der Menschenentwicklung dieser Zeit, denn es ist die freitätige Darstellung des Inneren. Das Spiel ist das reinste geistige Erzeugnis des Menschen auf dieser Stufe. Die Quellen alles Guten ruhen in ihm, gehen von ihm hervor; ein Kind, welches tüchtig, selbstständig, still, ausdauernd, bis zur körperlicher  Ermüdung spielt, wird auch gewiss ein tüchtiger, stiller, ausdauernder, Fremd- und Eigenwohl mit Aufopferung befördernder Mensch. Das Spiel ist nicht Spielerei! Es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung.