Lagerbericht

Montag

Um sieben Uhr früh trafen wir uns in der Schalterhalle beim Bahnhof SBB. Nachdem unsere Lehrerinnen Frau Wolf, Frau Gamma, Frau Oeri und Frau Meyer jeweils ihre Klasse durchgezählt hatten, ging’s auch schon los. Verschlafen waren wir keineswegs, alle redeten laut und hörten im Zug Musik.
Wir waren auf dem Weg zum Kinderdorf Pestalozzi in Trogen. Dort wollten wir eine Gruppe aus Serbien treffen. Eine Woche lang würden wir nun an verschiedenen Workshops teilnehmen und uns gegenseitig kennen lernen. Im Kinderdorf angekommen wurden wir freundlich von Tamara begrüsst. Sie sprach Englisch, was uns anfangs etwas verwirrte. Sie erklärte uns sogleich den Grund: mit den Serben könnten wir schliesslich auch nicht einfach Schweizerdeutsch sprechen. Danach gingen wir klassenweise in unsere Häuser, wo wir zunächst unsere Zimmer bezogen. Dann gab es einen kleinen Rundgang durchs Dorf.

Nach einer Mittagspause trafen wir uns um 14 Uhr vor der Turnhalle. Zuerst mussten wir alles, was wir über Serbien und Serben im Allgemeinen wussten, auf ein grosses Plakat schreiben – unsere so genannte CD, auf der alle unser Erinnerungen und unser ganzes Wissen bezüglich der Serben gespeichert waren.
Dann endlich war es so weit! Die Tür ging auf und die serbischen Schülerinnen und Schüler kamen herein.
Wir sollten Kreise bilden und uns zuerst nach Grösse und Alter aufstellen. Die meisten Serbinnen und Serben waren älter als wir, einige schon 18.
An diesem Nachmittag ging es eigentlich nur ums Kennenlernen. Wir sprachen mit den Serben, auf Englisch natürlich, und fanden dabei heraus, dass viele von ihnen Volleyball spielen oder gerne Musik hören.

Nach dem Abendessen, es gab Polenta mit Salat und Brot, liefen wir hinüber zum Jugendtreff, wo die beiden Betreuungspersonen, die das Haus leiteten, uns die Regeln sowie Sinn und Zweck dieses Treffs erklärten. Danach hatten wir noch bis um 22 Uhr Zeit, um zu spielen, reden oder anderes zu tun.

Dienstag

Am Dienstag fand am Morgen eine Mini-Olympiade statt. In verschiedenen Gruppen mussten wir verschieden Spiele absolvieren. Wir hatten alle viel Spass. Am Nachmittag konnten wir unsere Präsentationen, welche wir schon vorher einstudiert, gelernt oder gemacht hatten, vorführen. Es ging darum, dass sowohl die Serben wie auch wir ihr Heimatland repräsentieren. Die Serben tanzten, sangen, sprachen, spielten Tennis ohne Schläger und Ball, Djokovic kennt in Serbien jeder, und hatten einfach Spass auf der Bühne. Danach waren die Schweizer an der Reihe. Zuerst wurde unsere Präsentation von einem Hip–Hop-Tanz eröffnet, danach wurden die französische, die italienische, die deutsche und die romanische Schweiz in der jeweiligen Landessprache vorgetragen und von einem Mitschüler aus unserer Klasse übersetzt. Das Highlight war ein Film, welcher zuerst die Klischees der Schweiz zeigte, dann noch unser „richtiges“ Leben in Basel – ohne Kühe, Bauern und Jodler!

Mittwoch

Am Mittwoch arbeitete unsere Klasse alleine im Schulhaus. Wir machten einige Übungen und beschäftigten uns mit Themen wie Diskriminierung oder Gruppenzwang. Vor dem Mittagessen durften alle, die wollten, noch ein ca. 1cm dickes Holzbrett durchschlagen. Bei uns hat sich die ganze Klasse getraut. Anschliessend gab es zum zMittag Suppe – mittwochs ist im Kinderdorf immer Suppentag. Da das Wetter, sehr zur Freude von uns Schülern und Schülerinnen, der geplanten Wanderung einen Strich durch die Rechnung machte, durften die, die wollten, im Haus bleiben und Spiele spielen, während diejenigen, die dem kalten, regnerischen Wetter trotzten, nach St Gallen gingen.

Donnerstag

Am Donnerstagmorgen gab es wieder eine Gruppenarbeit, diesmal ging es darum, ein Theater zu inszenieren. Eine Person in dieser Geschichte sollte ausgeschlossen werden. Wie wir das umsetzen würden, war nicht vorgegeben. Einzige Bedingung: Es musste ein Happy End geben. Vor der Mittagspause wurden alle Theater vorgeführt. Es war lustig zu sehen, wie jede einzelne Gruppe das Thema Diskriminierung und auch Gruppenzwang umgesetzt hatte. Nach dem Mittagessen, es gab Spätzli mit Sauce, trafen wir uns wieder in der Turnhalle. Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe hatte die Aufgabe, durch ein Spinnenetz zu gehen. Jeder der Gruppe musste da durch, durfte das Netz aber nicht berühren, sonst konnten wir alle wieder von vorne anfangen. Eine halbe Stunde lang wurden Leute hindurch getragen und krabbelten selbst hindurch. Währenddessen musste die andere Gruppe eine andere Aufgabe bewältigen: 2 Kilo Schokolade auf eine Brücke aus Papier legen. Die Brücke musste die ganzen 2 Kilos tragen können, ohne zu knicken.
Nachdem wir zusammen beide Aufgaben gemeistert hatten, gab es bald schon Abendessen. Nach dem Abendessen fand ab acht Uhr eine Disco in der Turnhalle statt.

Freitag

Wir mussten schon um Viertel nach sechs Uhr aufstehen, um fertig zu packen, das Haus zu putzen und zu frühstücken. Danach gab es einen letzten Workshop mit den Serben. Wir stellten alle Plakate zusammen und präsentierten diese nachher den anderen. Nach den Plakaten schrieben wir allen gegenseitig Briefchen. Darauf konnten wir verschiedene Dinge schreiben und diese dann den Serben übergeben.
Nach dem Mittagessen war auch schon Abschied angesagt. Wir sagten uns alle zusammen tschüss, auf Deutsch und auf Serbisch. Letzte Fotos wurden gemacht, alle wurden umarmt und manchmal sogar einzelne Tränen verdrückt. Zusammen mit den Serben liefen wir hinunter zum Bahnhof.

 

Julia Keel, 2E
 

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