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Schulordnung 1766 von Isaak Iselin:

Bei der Bestrafung wird vor Zornausbrüchen, Scheltworten, vor heftigen Schlägen gewarnt, vor Züchtigung wegen Langsamkeit des Verstandes (!!!) oder wegen Mangel des Gedächtnisses wird endlich abgeraten.
Hilft gegen böse Sitten alles Vorhalten und Verweisen mit Worten nichts, so sind Schläge, «jedoch mit der Ruthe mehr als mit dem Stecken» (Anmerkung unten) zu gebrauchen: «gänzliche Unterlassung der Züchtigung könnte leicht das Laster und den Muthwillen der Jugend verstärken».

Anmerkung: Einmal im Jahr rückte die ganze Schule aus. Im Wald angekommen durften die Schüler die «Stecken» und «Ruthen», mit denen sie später geschlagen wurden, sogar noch selber schneiden!

Dem Rektor fällt in dieser Schulordnung kein Lehrpensum zu. Er soll jedoch, als 'Haupt des Gymnasiums', dem alle «Praeceptoren oder Hypodidascili» Gehorsam schuldig sind, in frommem und gottseligem Leben und durch regelmässigen Kirchenbesuch seinen Untergebenen mit gutem Beispiel voranleuchten. Während der Schulzeit darf er das Gymnasium nicht verlassen. Bei den zahlreichen unangekündigten Besuchen in den Klassen hat er schwarze Kleidung zu tragen, zum Gottesdienst und zu den Examinibus (monatliche Prüfungen der Schüler durch den Rector) hat er in «Krös (Halskragen) und Habit» zu erscheinen.

Eine Begebenheit am Rande der Schulgeschichte:
Der damalige Rektor J.C.Ramspeck war Doktor der Medizin und der Botanik. Er gewann durch das Los (!!!) den für ihn unpassenden Lehrstuhl für Mathematik an der Basler Uni, tauschte diesen aber mit Johann Bernoulli II gegen die Professur für «Eloquenz».
Sein Amt als Rektor führte er wenig gewissenhaft. Mehr Energie wandte er für seine Arztpraxis auf, obwohl Nebenbeschäftigung verboten war. Gegentlich verreiste er unerlaubterweise und die Behörden mussten ihn zwangsweise an seinen Posten zurückbringen. Auch nach einer Krankheit («Reissen»?) und allzulanger Rekonvaleszenz musste er von den Behörden aus dem Haus seiner Mutter geholt werden.
Lehrer und Behörden nervte er mit langatmigen Schriftstücken und unzähligen Zettelchen.

Uebrigens führte man damals schon Jahreszeugnisse ein. Nach nur 7 Jahren musste man zum alten System mit halbjährlicher Beförderung zurückkehren, denn über die Hälfte der Schüler blieben sitzen.