Der Münsterhügel – ein archäologischer Hotspot
Der Münsterhügel, wo auch das Gymnasium am Münsterplatz (vormals “Humanistisches Gymnasium”) domiziliert ist, ist der historisch bedeutsamste Ort der Stadt Basel, ein eigentlicher archäologischer Hotspot. Es finden sich hier Spuren von der Bronzezeit bis ins Mittelalter, die an verschiedenen Orten öffentlich zugänglich sind. Das Gymnasium am Münsterplatz, das zweitälteste Gymnasium der Schweiz, ist hier an prominenter und traditionsreicher Stelle erbaut worden und hat seinen Sitz inmitten des historischen Herzstücks der Stadt Basel. Auf die archäologischen Fundstätten des Münsterhügels wird im Unterricht selbstverständlich und regelmässig Bezug genommen.
Ein kleines Florilegium archäologischer Stätten rund um unsere Schule, die allesamt besichtigt werden können, sei hier kurz präsentiert:
1. Der Murus Gallicus
Der Murus Gallicus, zu Deutsch etwa “Gallische Mauer” oder “Keltenwall”, ist eine Befestigungsmauer, die auf dem Münsterhügel ungefähr 80 v. Chr. von den hier siedelnden Kelten angelegt worden ist. Die besondere Bauweise des Walls aus Steinen, Erde und mit Eisennägeln verbundenen Holzbalken beschreibt Caesar in seinen commentarii de bello Gallico (7.23).
Der Wall war etwa 6 Meter hoch und 12 Meter dick, davor lag ein etwa 25 Meter breiter und 8 Meter tiefer Graben, um die spätkeltische Siedlung zusätzlich zu schützen. Der Wall schützte den Landweg auf den Münsterhügel, auf den anderen Seiten besass der Münsterhügel den natürlichen Schutz durch den Rhein und den Birsig.
Anhand des bekannten Modells im Historischen Museum wird die Bauweise eines Murus Gallicus verständlich:
Die gut sichtbaren Spuren werden in nächster Zeit mit einer archäologischen Informationsstelle neu zugänglich gemacht, den Wettbewerb haben LOST Architekten aus Basel und Studio MC aus Darmstadt mit ihrem Projekt “ORBIS ALIUS” gewonnen. Und so soll es künftig an der Rittergasse ausschauen:
2. Die römische Umfassungsmauer
Wer unter der malerischen Laube zwischen dem Haus zur Mücke (Bau D) und unserem Bau C steht, blicke erst an die Decke, suche dann unter den Deckengemälden von Ernest Bolens sein Sternzeichen und lese den von Albert Oeri gedichteten Spruch, der dabeisteht.
Sodann geht’s mit dem passenden Schlüssel (erhältlich auf dem GM-Sekretariat oder beim Kiosk im Münster) die Treppe runter ins “Lapidarium”, also in die “Steinkammer”. Hier ist ein Teil der römischen Umfassungsmauer sichtbar, die im 3./4. Jh. n. Chr. das römische Oppidum, also die befestigte Siedlung, auf dem Münsterhügel sicherte. Weil der Druck auf die Grenzen des römischen Imperiums dazumal stetig zunahm, liess man den strategisch wichtigen Ort am Rheinknie mit einer Mauer sichern. Sie war wohl etwa 1.4 Meter breit und rund 10 Meter hoch.
Interessant ist die Baugeschichte der Mauer. Weil die Befestigung vermutlich ziemlich rasch errichtet werden und dementsprechend das Baumaterial schnell zur Verfügung stehen musste, wurden kurzerhand allerhand Bruchstücke bereits vorhandener Bauten verwendet. Diese sog. Spolien (Teile abgebrochener Gebäude oder Grabmonumente, sogar Grabsteine) wurden in grosser Zahl von Augusta Raurica auf dem Rhein nach Basel verbracht und dort direkt in die Mauer verbaut. Der Gang ins Lapidarium lohnt sich, dort wird diese abenteuerliche Bauweise nämlich sehr gut sichtbar.
Kaiser Valentinian I übrigens stattete in der damals unsicheren Zeit (374 n. Chr.) mit seinen Truppen dem Oppidum auf dem Münsterhügel einen Besuch ab (überliefert beim Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus). Zum ersten Mal wird in der Schrift von Ammianus Marcellinus auch der Name des Ortes überliefert, nämlich: BASILIA.
NOTA BENE I: Scharfe Augen erblicken im Hof des Hauses zur Mücke in der Pflästerung die Grundmauern eines römischen Grossbaus, der etwa 50 mal 20 Meter mass. Die Mauern müssen ziemlich massiv gewesen sein, der Bau hallenartig. Wozu er da war? Ein Verwaltungsgebäude? Ein Getreidespeicher? Man weiss es bis heute nicht.
NOTA BENE II: Findige Spaziergänger finden mitten auf dem Münsterplatz eine kreisrunde gusseiserne Platte. Selbige Platte zeigt die Stelle an, wo sich in römischer Zeit ein sog. Sodbrunnen befand. In ca. 20 Metern Tiefe führte dieser Brunnen Wasser und diente dem römischen Oppidum wohl als wichtige Wasserquelle.
3. Karolingische Aussenkrypta* / Krypta* unter der Vierung des Münsters
Auch die Baugeschichte des Münsters wird durch zwei begehbare Informationsstellen erfahrbar. Die Karolingische Aussenkrypta, vermutlich ein privater Andachtsraum für den Bischof von Basel und sein Gefolge (erhalten sind Altarfundamente und Sitzbänke), wurde zeitgleich mit dem allerersten Münsterbau (um 820 unter Bischof Haito) erbaut. Für die Besichtigung holt man sich ebenfalls den Schlüssel beim Kiosk im Münster.
Noch spektakulärer ist die Besichtigung der Krypta unter der Vierung des Münsters. Die Vierung ist der Raum einer Kirche, wo sich Haupt- und Querschiff treffen. Unter der Vierung im Münster hat die Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt die Baugeschichte des Münsters sichtbar gemacht. Zu erkennen sind Teile des karolingischen Münsters sowie des nachfolgenden frühromanischen Baus (das karolingische Münster war wohl baufällig geworden und wurde abgerissen). Die neu erbaute frühromanische Kathedrale wurde am 11. Oktober 1019 in Anwesenheit von Kaiser Heinrich II und seiner Frau Kunigunde geweiht. Es war ein dreischiffiger Bau, auch Heinrichsmünster genannt. Im 12. Jh. entstand wiederum ein Neubau im spätromanischen Stil, welcher erstmal ein Querschiff und somit eine Vierung erhielt. Beim grossen Erdbeben von 1356 stürzten der Chorbereich und die Türme teilweise ein. Danach wurde das Münster im spätgotischen Stil wiederaufgebaut.
Die Bauphasen des Münsters lassen sich also wie folgt einteilen:
Karolingisches Münster (um 820 n. Chr.)
Frühromanisches Münster / Heinrichsmünster (1019 n. Chr)
Spätromanisches Münster (um 1230 n. Chr.)
Spätgotisch (um 1500 n. Chr.)
* Krypten dienten der Aufbewahrung von Reliquien oder waren Begräbnisstätten für Heilige oder hohe kirchliche Würdenträger.