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Model United Nations in Liestal 2007

Model United Nations Liestal

Bild Legende:

Model United Nations Liestal - MUN

(18. & 19. Okober 2007)

Kurz vor den Sommerferien kam unsere Geschichtslehrerin, Frau Ringger, auf uns zu und erzählte uns von einem Projekt in Liestal, an dem wir als Klasse (5c, Immersion) teilnehmen könnten. Dabei handelte es sich um die Simulation einer UNO-Generalversammlung mit Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II aus der Region Basel (BS, BL und Deutschland). An zwei Tagen würden die Jugendlichen Delegationen der UNO-Mitgliedstaaten repräsentieren, Resolutionen entwerfen und Debatten nach den Regeln der UNO-Generalversammlung durchführen. Wie die Leitung dieses Projektes selbst sagte, seien die Ziele und Absichten folgende:

* Die Teilnehmenden mit der Struktur und der Funktionsweise der Weltorganisation und ihren Unterorganisationen vertraut zu machen.

* Das Verständnis für internationale Beziehungen und deren Zusammenhänge durch das hautnahe Erleben zwischenstaatlicher Entscheidungsfindung zu fördern, damit Jugendliche lernen und üben, wie globale Probleme gemeinsam, international und solidarisch gelöst werden können.

* Das Debattieren kennen zu lernen und damit die Chancen demokratischer Auseinandersetzungen.

* Sich in die Lage anderer Völker und Kulturen zu versetzen und auf diese Weise Verständnis für deren Sichtweisen und Probleme zu erhalten.

* Jugendliche aus anderen Gegenden und Kulturen kennenzulernen.


Die Klasse zögerte nicht lange mit der Antwort. Sofort stand fest: „Da wollen wir auch mitmachen!“

Vorbereitung
Nach den Sommerferien unterbrachen wir also unser reguläres Unterrichtsthema und widmeten uns ausschliesslich den Vorbereitungen für die „Model United Nations“. Das Organisationskomitee teilte uns mit, welche Nationen unsere Klasse vertreten musste: Afghanistan, Deutschland, Ecuador, Indonesien, die Niederlande und Mosambik. Schon bald waren die Delegationen auf die Klasse aufgeteilt und jede Delegation musste in einem Vortrag ihr Land vorstellen mit Schwerpunkt auf Politik, Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Nachdem sich nun alle ein grobes Wissen zu ihrem und natürlich auch zu anderen Ländern angeeignet hatten, war man in den folgenden Wochen mit dem Verfassen der Resolutionen beschäftigt. Es wurde viel nachgedacht, eifrig diskutiert und fleissig niedergeschrieben. Das Resultat liess sich sehen. Nach einem kurzen Unterbruch durch Schulreisen und Herbstferien fanden wir uns noch einmal für die letzten Änderungen und Absprachen ein, bevor es dann am 18. und 19. Oktober ans Debattieren nach Liestal ging.

1. Tag
Wir versammelten uns am 18. Oktober in aller Herrgottsfrüh um 6:50 Uhr im Bahnhof SBB. Die 17-minütige Zugfahrt wurde unterschiedlich verbracht. Einige nutzten die Gelegenheit, um fehlenden Schlaf nachzuholen, andere lasen die „20min“, um sicherzustellen, für die MUN auf dem neusten Stand zu sein. Und wieder andere gingen in Gedanken ihren Text für die Resolutionspräsentationen durch. Am Bahnhof Liestal angekommen mischten wir uns unter die schlaftrunkene Traube Jugendlicher, die offensichtlich das gleiche Ziel avisierten - das Gymnasium Liestal, wo die MUN stattfinden sollte. Nach einem ungefähr 10-minütigen steilen Weg erreichten wir das Schulgebäude. Wir folgten der nun noch grösseren Menge in die Sporthalle, welche zweckentfremdet als Sitzungshalle für die Begrüssungszeremonie diente. Wie auch in der echten UNO-Versammlung waren Länderschilder (alphabetisch geordnet) auf allen Tischen zu finden. Um kurz nach acht Uhr wurden wir - ca. 300 Jugendliche zusammen mit ihren Lehrkräften - durch den „UNO-Generalsekretär“, Herrn Florian Wilhelm, begrüsst. Nach den Begrüssungsworten durch BL-Regierungsrat Urs Wüthrich führte uns Florian Wilhelm in die „Basics“ der Diskussionsabläufe ein. Jeder, der in der Kommission oder Vollversammlung etwas fragen oder lediglich seine Meinung anbringen wollte, musste hierfür im Voraus Frage- und Rederechte beim Sitzungspräsidenten einfordern. Streng geregelt war auch die Anrede, die bei jeder Wortmeldung mit „Sehr geehrter Herr Präsident, ehrenwerte Delegierte“ beginnen musste. Anschliessend teilten sich die Delegierten in die Kommissionen Politik, Wirtschaft, Umwelt und Soziales auf, in denen sie für den Rest des Tages über die verschiedenen Resolutionen diskutierten.

Kommission Politik: Die Politik-Kommission wurde zum Start durch ein sehr interessantes Referat des SP-Nationalrats und Europarat-Mitglieds Andi Gross eröffnet, in dem er über Chancen und Probleme (vor allem bezüglich der Reformen) der UNO sprach. Die darauf folgende Diskussion war am Anfang vom Eingewöhnen in das UNO-Spiel-Schema geprägt, kam dann aber recht gut ins Rollen. Die Delegationen stellten ihre Resolutionen zum Thema Sicherheit vor, wobei sich Aserbeidschan und Deutschland oft heftige Wortgefechte lieferten. Unsere Resolution, eingereicht von Ecuador und Mozambique, forderte die geographisch gerechtere Verteilung des Vetorechtes im UN-Sicherheitsrat. Schliesslich wurde die Resolution des Irans (friedliche Nutzung der Atomenergie) als am diskussionswürdigsten angesehen und zur Beratung in die Generalversammlung vorgeschlagen.

Kommission Wirtschaft: Zuerst sprach Herr Dr. Daniele Ganser zu uns. Er hielt einen Vortrag über das Erdöl und die möglichen Alternativen hierfür. Danach besprachen wir die Resolutionen zum Thema Energieversorgung und -verteilung. So forderte zum Beispiel Ruanda in seiner Resolution den Bau von AKWs mit finanzieller Unterstützung der UNO. Es gab aber auch Resolutionen, die herzlich wenig mit dem vorgegebenen Thema zu tun hatten, wie zum Beispiel die Resolution von Tansania, welche den Freihandel forderte, oder der Vorschlag Russlands, welches eine neue Wirtschaftsorganisation gründen wollten. Auch in dieser Kommission wurde am Schluss abgestimmt und es wurde entschieden, dass Russlands Resolution in der Generalversammlung vorgestellt werden sollte.

Kommission Umwelt: Das Inputreferat in der Umwelt-Kommission war äusserst spannend und interessant. Eine Klima-Spezialistin der ETH Zürich hielt einen Vortrag zum Thema „Global Warming“ – ein Brennpunkt der heutigen Zeit, der uns alle betrifft und über den jeder von uns Bescheid wissen sollte. Es gelang ihr gut, uns mit einfachen Erklärungen, anschaulichen Beispielen und übersichtlichen Graphiken und Abbildungen einen Überblick zu verschaffen, welcher uns auch für die weiteren Diskussionen in der Kommission von Nutzen sein könnte. Anschliessend stellten die einzelnen Delegierten ihre Resolutionen vor. Aus unserer Klasse stellte die Delegierte der Niederlande in Zusammenarbeit mit Deutschland die Resolution zum Einhalten des Kyoto-Protokolls vor. Diese war auch gleich als erste an der Reihe. Nachdem sie mit grosser Mehrheit, jedoch nur mit wenigen vorausgehenden Rederechten angenommen wurde, diskutierte man den Rest des Tages die weiteren Resolutionen durch. Am Ende wurde die Resolution von Uruguay mit dem Vorschlag zum Bau von Wellenkraftwerken in die Generalversammlung geschickt.

Kommission Soziales: Nach einem spannenden Referat über die Integrationsmassnahmen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Land, das von der ehemaligen Integrationsbeauftragten von Basel-Land gehalten wurde, präsentierten die Delegierten ihre Resolutionen. Da es in dieser Kommission viele Resolutionen waren, kam es selten zu ausführlichen Diskussionen. Die von uns ausgearbeitete Resolution eingereicht von Afghanistan, die genügend und sauberes Trinkwasser für seine Bevölkerung zum Ziel hatte, wurde leider mit einer grossen Mehrheit abgelehnt, da sich viele Länder nicht betroffen fühlten.

Gegen 16 Uhr fanden wir uns alle wieder in der Sporthalle ein, um an der Schlusszeremonie teilzunehmen. Nach einer Schweigeminute – wie sie auch in der UNO üblich ist – verabschiedete man sich von seinem Sitznachbarn und fuhr mit vielen schönen Eindrücken nach Basel zurück.

Zweiter Tag
Wer in der Generalversammlung mitdiskutieren wollte, musste bereits um 7:30 Uhr in Liestal sein, um beim Sitzungspräsidenten Frage- und Rederechte zu verlangen. Die Anreise fand deshalb individuell statt. Um 8 Uhr wurden wir erneut durch den Generalsekretär begrüsst. Alle Delegationen sassen nun in der Sporthalle, da für die endgültige Abstimmung einer Resolution alle Stimmen erforderlich waren. Ähnlich wie am Vortag wurden die ausgewählten Resolutionen – Uruguay /Wellenkraftwerke, Iran/friedliche Nutzung von Atomenergie, Vietnam /Abschaffung der Todesstrafe, Russland/neue Wirtschaftsorganisation – vorgestellt. Und zu unser aller Freude wurde die von uns verfasste Resolution von Indonesien zur Prävention des illegalen Tropenholzhandels als Aktualitätsresolution vorgeschlagen.

Die Diskussionen zu den einzelnen Resolutionen fielen anders als am ersten Tag deutlich hitziger aus. Ein Rederecht folgte dem anderen, wobei jedes Rederecht gleich mehrere Fragerechte mit sich brachte. So kam es, dass auch unsere Klasse oft das Wort hatte. Vor allem die Delegationen Deutschlands und der Niederlande mussten oft Rede und Antwort stehen, wobei man ruhig behaupten kann, dass wir uns trotz einiger Vorwürfe seitens der Entwicklungsländer „tapfer“ geschlagen haben.

Am Nachmittag wurde dann die Resolution Indonesiens vorgestellt. Die Delegierten, Jasmin Back und Marianne Peterli, präsentierten selbstsicher ihre Idee und behaupteten sich durch Schlagfertigkeit und Kompetenz in der anschliessenden Diskussion. Die Bemühungen lohnten sich – die Resolution wurde klar angenommen.

Im weiteren Verlauf der Generalversammlung wurden zwischen den Diskussionen Projekte für Jugendliche vorgestellt, die sich politisch aktiv zeigen möchten. Zum Abschluss hielt der Oberbürgermeister von Weil/am Rhein eine kleine Rede und gegen 16 Uhr verabschiedete uns der Generalsekretär und die Model United Nations ging mit einer Schweigeminute zu Ende.

Rückblickend können wir sagen, dass wir diese zwei Tage als äusserst lehrreich und spannend empfanden. Wir denken, dass dieser kurze Einblick in die Arbeit der UNO und die internationalen Beziehungen für uns Maturanden, die wir vor der Frage unsere Berufswahl stehen, äusserst hilfreich war. Wir möchten deshalb einerseits ein grosses Lob an die Leitung dieses Projektes aussprechen, die für die gelungene und gut durchdachte Organisation und Durchführung dieser Simulation gesorgt hat, und andererseits unserer Geschichtslehrerin und der Schulleitung für die Ermöglichung der Teilnahme und ihr Engagement danken.

Klasse 5c (Immersion)