3-Tage Wanderung 2004
Unter der Leitung der beiden Physiklehrer Dr. Helmar Meier und Dr. Fred Schmidlin haben vom 1. - 3. September 2004 folgende Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines klassenübergreifenden Projekts an einer dreitägigen Wanderung im Wallis teilgenommen
Dominique 5a
Tobias 5a
Dominik 5a
Andrea 5a
Martin 5b Philipp 5b
Robert 5b
Philipp 5b
Yasmin 5c
Daniel 5c Marion 4a
Samuel 4b
Amadis 4b
Numa 4b
Claudia 3d
Ziel war ein Besuch von Grächen mit anschliessender Begehung des anspruchsvollen Europawegs in zwei Etappen mit Übernachtung in der Europahütte.
1.Tag (Mittwoch, 1. September)
Nach einer langen Anreise mit Bahn und Bus nach Grächen besichtigen wir nach einem ausgedehnten Picknick auf dem wunderschönen Dorfplatz von Grächen das hoch über dem Mattertal auf einer Sonnenterrasse gelegene Dorf. Entlang schwarzgebrannter Walliserhäusern und farbenfroher Magerwiesen steigen wir zum Weiler Niedergrächen hinunter und erweisen dort dem Geburtshaus von Thoma Platter unsere Referenz. Thomas Platter ist der berühmteste Sohn von Grächen und daneben eng mit der Geschichte unserer Schule verbunden.
Thomas Platter (1499 - 1582)
Thomas Platter wurde am Ende des 15. Jahrhunderts als Bauernkind im Weiler Niedergrächen geboren. Nach dem frühen Tode seines Vaters musste er seinen Lebensunterhalt zunächst mit sechs Jahren als Ziegenhirt verdienen. Trotz der Freiheiten, die das Hirtenleben ihm boten, war seine nicht einfache Kindheit von Armut, Hungersnot und Elend geprägt. Im Alter von zehn Jahren wurde er als Verding-Kind weggegeben und lernte fast alle Wirrnisse seiner Zeit kennen.
Als fahrender Schüler durchstreifte er Sachsen Schlesien und Bayern. Auf diesen Reisen erbettelte er seinen Lebensunterhalt für sich und seine älteren Kollegen Nach fünf Jahren kehrte er wieder ins Wallis zurück, aber bereits nach kurzer Zeit begaben sie sich wieder auf Reisen.
Mit zwanzig Jahren liess er sich in Zürich nieder und begann dort mit dem Studium der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache und erlernte das Seilerhandwerk.
Bei der beginnenden Reformation in Zürich ergriff Thomas Platter sehr früh für Zwingli Partei und half diesem als Nachrichtenübermittler zu Oecolampad während der Badener Disputation von 1526. Von Zürich kam er dann nach Basel wo er zunächst sein Geld als Seiler verdiente und zugleich an der Universität Vorlesung in alten Sprachen hielt. 1544 gründete er die Lateinschule auf Burg und leitete diese während fast 40 Jahren.
Als Anhänger der Reformation nahm er am ersten Kappelerkrieg 1529 teil und heiratete kurz danach Anna Ditschi. Für kurze Zeit kehrte er wieder ins Wallis zurück wo er jedoch als Anhänger der Reformation grosse Schwierigkeiten hatte. Aus diesem Grund begab er sich wieder nach Basel. Er erhielt eine Stelle als Griechischlehrer am Pädagogium und richtete eine Druckerei ein.
Nach dem Tode seiner Frau heiratete Thomas Platter die Pfarrerstochter Esther Gross, die ihm noch sechs Kinder schenkte. Von Platters Kindern starben die meisten an der Pest. Bekannt ist vor allem sein Sohn Felix Platter, ein berühmter Anatom und Arzt.
Thomas Platter konnte sich im Laufe der Zeit Wohlstand erwerben und kaufte ein Landgut in Grundoldingen. Er verstarb am 26. Januar 1582 nach einem Sturz und wurde im Kreuzgang des Basler Münsters beigesetzt.
Thomas Platter ist zu einer Symbolfigur des Humanismus des 16. Jahrhunderts nördlich der Alpen geworden. Entscheidend dazu beigetragen hat seine in hohem Alter auf Deutsch verfasste Autobiographie, die er auf Bitten seines Sohnes Felix niederschrieb. Sie ist einer der bedeutendsten Autobiographien des 16. Jahrhunderts, die ein sehr anschauliches Bild seines Lebens und seiner Zeit, sowie der damaligen Bildungsverhältnisse darstellt.
Grächen gilt als niederschlagärmster Ort der Schweiz. Die jährliche Niederschlagsmenge von ca. 600 mm reicht nicht aus für eine ertragreiche Landwirtschaft. Die fehlende Wassermenge wurde schon seit jeher mittels zum Teil offener Wasserleitungen vom Riedgletscher her auf die Wiesen und Felder geleitet. Entlang einer solchen Wasserleitung führt uns nun der Wanderweg durch einen lichten Arven- und Lärchenwald nach Gasenried, ins Hotel Alpenrösli, unserem ersten Uebernachtungsort.
2.Tag (Donnerstag, 2. September)
Nach einer kurzen Nacht im engen, muffigen Massenlager (für die Herren) oder im komfortablen Doppelzimmer mit Dusche und Fernseher (für die Damen) nehmen wir am nächsten Tag beim Morgengrauen die erste Etappe des Europawegs unter die Wanderschuhe.
Nach dreijähriger Bauzeit wurde der Europaweg, als eigentliche Königsetappe der Tour Monte Rosa im Juli 1997 eröffnet. Für die Erstellung des Wegs waren 18000 Arbeitsstunden nötig, mit 3500 kg Sprengstoff wurden 12000 m3 Felsmaterial herausgeprengt. Als technische Besonderheiten des Wegs sind der 70 m lange Tunnel und die demontierbare Brücke mit 13 m Spannweite zu erwähnen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, wurden im Täschgufer 3 Wellblechtunnels, sowie eine Schutzgallerie von rund 300 m Länge erstellt.
Die Idee der Wegbauer war es, den Pfad möglichst hoch oben in die Talflanken zu legen, so dass der Blick auf die gewaltigen Viertausender stets gewährt bleibt. Dadurch ist der Weg anspruchsvoll und örtlich exponiert geworden und gewisse Wegstrecken vertragen keinen Fehltritt. Wo nötig sind Draht-, oder an vielen Stellen dicke Hanfseile als Hilfe angebracht. Im Sommer 1999 wurde oberhalb von Randa eine eigene neue Berghütte erbaut, die es erlaubt die ganze Strecke in zwei Tagesetappen zu bewältigen. Aber auch so ist der Höhenweg nur für konditionell starke und geübte, trittsicher Bergwanderer zu empfehlen.
Ein sehr steiler Aufstieg, der ehemalige Geissweg, führt uns zuerst durch schattenspenden Wald, dann in freiem Gelände zum herrlichen Grathorn (2320 m), einem markanten Aussichtspunkt mit einer Statue des heiligen Bernhard, Schutzpatron der Bergsteiger. Mit strengem Blick und ausgestrecktem Zeigfinger weist er uns den weiteren Weg. Der geht nun an einer grossen Herde von walliser Ziegen und Steinböcken vorbei in Richtung „Grosser Graben“, ein wildes Felsenchaos. Wir suchen uns den Weg über ruppige Blöcke, über Platten und Spalten, drücken uns an seilgesicherten Steilwänden vorbei und erreichen so mit 2680 m den höchsten Punkt der Tour mit einer grossartigen Aussicht auf das gewaltige Weisshorn.
Die nächste Station, der Galenberg gewährt uns einen eindrücklichen Einblick in das tiefsteingeschnittene Tal der Alpen. Innerhalb von 10 km Luftdistanz senkt sich das Relief vom Gipfel des Doms (4545 m) in das Tal von Randa (1400 m) um gleich wieder auf über 4500 m zum Weisshorn anzusteigen. Nahe unserem Etappenziel müssen wir die Schlucht des Hohberggletschers mittels einer sehr langen, unangenehm schwankender Hängebrücke überwinden.
Nach 8 Stunden Wanderzeit erreichen wir die Europahütte, in der wir freundlich empfangen und aufmerksam bedient werden. Die Hütte liegt auf 2220 m Höhe im Steilhang hoch über Randa und ist modern und nüchtern eingerichtet. Nach dem eindrücklichen Schauspiel eines Gewitters über Zermatt beziehen wird das Massenlager, in dem bald nur noch diverse Schnarchgeräusche zu hören sind.
3.Tag (Freitag, 3. September)
Erneut brechen wir sehr früh auf, vergessen die Hütte und lassen uns von der gleissenden Eispyramide des Weisshorns im roten Morgenlicht verzaubern. Es ist ein traumhafter Anblick. Als erste Herausforderung des neuen Tags bewältigen wir das tiefeingeschnittene Tobel des Festigletschers zuerst hinter einem tosenden Wasserfall hindurch und dann durch eine mit niedrigen Stahlträgern untertunnelte Geröllhalde. Nach einem idyllischen Wegstück durch einen Lärchenhain traversieren wir auf einem verwegenen Pfad, der beidseitig mit Seilen gesichert ist, eine kühne Felspassage, die tief ins Relief des Täschhorn gehauen ist und uns zu den Wasserfällen den Kingletscher-Baches führt. Die Lanschaft ist wie schon am Vortag über-wältigend, sowohl ins Tal hinunter wie auch auf die gegenüberliegenden Bergspitzen. Durch überdachte Galerierampen und zwei Tunnels durchqueren wir nun das Täschgufer und steigen anschliessend in das liebliche Tal der Täschalp auf mit dem Rimpfischhorn als krönendem Talschluss.
Nach einer ausgiebigen Rast mit diversen Wasserpielen im Bach nehmen wir die letzte Etappe in Angriff. Diese führt uns via den alten Bergweiler Tuftern nach Zermatt. Der Blick auf die Viertausender von Zermatt und vorallem auf das einmalige Bergwunder Matterhorn wird immer grossartiger und entschädigt für manche Mühe. Nach einer kurzen Besichtigung von Zermatt treten wir in guter Stimmung die Heimreise nach Basel an.
Den Europaweg haben wir als lang, steinig, zum Teil beschwerlich aber alles in allem als grandios und als tolle Erfahrung wahrgenommen. Ob das auch für unseren Weg nach Europa gilt?
Ich möchte im Namen der ganzen Gruppe der Stiftung Thomas Platter für die Gewährung der grosszügigen Subvention herzlich danken. Ich würde es sehr begrüssen, wenn diese Tour der Startpunkt für eine Europaweg-Tradition an unserer Schule sein könnte.