Wien 2012, 4F

Studienreisebericht Wien – 23. September bis 28. September 2012

von Anna, Anna-Lena und Lucca


Sonntag, 23. September
Wir trafen uns zu einer unchristlich frühen Stunde. Die meisten Augen waren noch geschlossen in Anbetracht der Aussicht auf eine zehnstündige Zugfahrt. Aber natürlich hat eine solch zehnstündige Fahrt eine Menge Vorteile gegenüber einem Ein-Stunden-Flug. Nicht nur dass wir im Zug die ewig gleiche Landschaft Österreichs und der Schweiz bestaunen konnten, nein, wir konnten uns sogar im Speisewagen verköstigen lassen! Nach dieser langen Odyssee kamen wir schliesslich um 16.00 Uhr in Wien an. Wir erreichten unser Hotel und waren überrascht wegen des einigermassen grossen Luxus. Jeder hatte sein eigenes Bett. Manche waren zwar nach der ersten Benutzung nicht mehr voll funktionstüchtig, dies war jedoch nur ein kleines Problem. Nach dem ersten Ausruhen gingen die Klassen einzeln essen. Unsere Klasse einigte sich aber, Wien individuell zu erkunden und so genossen wir unseren ersten Abend in Wien.

Montag, 24. September
Das Hotel versorgte uns mit einem „normalen“ Frühstück. Danach brachen wir zum Wittgensteinhaus auf. Es beeindruckte durch seine grosse Leere. Betonböden und Betonwände wussten in Kombination mit einigen seltsamen Bildern zu beeindrucken. Wir schafften es trotzdem, in diesem Haus eine Stunde zu verbringen. Als nächstes reisten wir zum Stephansplatz. Nach dem individuellen Mittagessen trafen wir uns zu einer interessanten Führung durch den Stephansdom. Interessant war vor allem der Keller des Doms, der früher ein Friedhof war. Wir waren wohl alle froh, als wir wieder das Tageslicht betreten durften und die Gebeine des Doms hinter uns lassen konnten. Gekrönt wurde unser erster Tag in Wien durch eine äusserst interessante Führung durch das Mozarthaus. Zwar konnten wir keines seiner bedeutenden Werke hören, doch wissen wir nun immerhin genauestens über eine seiner circa 13 Wohnungen in Wien Bescheid.
Anschliessend gingen wir gemeinsam ins Hotel zurück. Alle Klassen gingen danach zusammen in einem Restaurant essen. Leider bekamen dort manche ihr Essen erst eine Stunde nach den anderen, aber wir liessen uns von diesen kleinen Unannehmlichkeiten nicht stören und gingen pünktlich ins Hotel zurück.

Dienstag, 25. September
An unserem zweiten Morgen waren alle schon ganz gespannt auf die Volksschule „Karl Löwe Gasse“, die wir an jenem Tag besuchten. In dieser Schule wird nach reformpädagogischen Prinzipien  unterrichtet. Wir wurden herzlich empfangen und bekamen eine kurze Einführung zu hören. Danach konnten wir uns in kleinen Gruppen zu den Klassen begeben. Jede Gruppe durfte zwei bis drei Klassen besuchen und zum Teil auch aktiv am Unterricht teilnehmen. So lernten wir das Besondere der Schule kennen. Die Schule setzt den Schwerpunkt auf die Integration, Kreativität und Selbstverantwortlichkeit jedes Kindes. Die Kinder gehören diversen Nationalitäten an, ausserdem werden autistische Kinder integriert und jedes Kind wird gezielt gefördert. Die Lehrpersonen werden den Kindern gleichgestellt. Es gibt wenig Frontalunterricht und der Unterricht findet teilweise in Mehrklassenstufen statt. Der Besuch hat uns sehr gefallen. Kim und Valentina konnten anschliessend in einem naheliegenden Park ihren Vortrag über das Asperger-Syndrom halten.
Nach einer erholsamen Mittagspause trafen wir uns wieder und machten uns auf den Weg zum Hundertwasserhaus. Schon von weitem konnte man die ungewöhnliche Bauweise mit den farbigen Wänden, vergoldeten Kuppeln und Säulen sehen. 1983 wurde mit den Bauarbeiten des Hundertwasserhauses begonnen. Die Hauptelemente, die das Haus so ungewöhnlich erscheinen lassen, sind die begrünten Dächer, die Fenster in verschiedenen Formen, die unebenen Böden, die Zwiebeltürme und die verschachtelten Wohnungen. Nach zwei Jahren Bauzeit war das Haus fertiggestellt. Hundertwasser wollte sich mit dem Haus kein Denkmal errichten, sondern er forderte die Bewohnerinnen und Bewohner auf, sich selbst an der Fassade um die Fenster herum zum Ausdruck zu bringen. Helen und Anna stellten vor dem Hundertwasserhaus ihre Studienarbeit über den Künstler und Architekten Hundertwasser vor. Das aussergewöhnliche Haus bot uns die Gelegenheit, ein paar Erinnerungsfotos zu schiessen, bevor wir in kleinen Gruppen den Rest des Tages geniessen konnten. Am Abend besuchten wir das italienische Restaurant „Il Sestante“ und nahmen ein köstliches Abendessen zu uns.

Mittwoch, 26. September
Am nächsten Morgen trafen wir unsere Führerin im Judenviertel Wiens, wo wir einen grossen Rundgang machten. Die jüdische Gemeinde in Wien zählte bis zur Vertreibung und Ermordung der Wiener Juden zu den bedeutendsten in Europa. Unsere Führerin wusste viel, so blieb keine unserer Fragen unbeantwortet. Am Ende der Führung gingen wir zum jüdischen Museum Wien am Judenplatz. Dort konnten wir uns eigenständig umsehen und Fotos, Dokumente und andere spannende Sammlungen betrachten. In diesem Museum hat uns Kimberly ihre Studienarbeit vorgetragen.
Die kurze Mittagspause gab uns wieder Kraft für den kommenden Nachmittag. Wir mussten eine lange Strecke mit der U-Bahn zurücklegen, bis wir beim Schloss Schönbrunn ankamen. Mit Audioguides ausgerüstet besichtigten wir das imposante, riesige Schloss. Die enormen Kronleuchter, vergoldeten Spiegel und schön verzierten Fenster mit Aussicht auf den Schlossgarten waren sehr beeindruckend. 1996 wurden das Schloss und der Schlosspark ins Verzeichnis des Welterbes der UNESCO aufgenommen.
Nach diesem Rundgang begaben wir uns in kleinen Gruppen in den Garten. Der Schlossgarten war so riesig und schön, dass man sich Stunden darin hätte verweilen können. Anna-Lea und Jacqueline hielten inmitten dieser Pracht ihren Vortrag zum Thema „Kinder brauchen Märchen“.
Nach diesem Besuch hatten wir wieder Zeit zur freien Verfügung.

Donnerstag, 27. September
Am letzten Tag der tollen Woche machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Freudhaus. Das in der Berggasse 19 gelegene Haus wurde von dem berühmten Arzt Sigmund Freud und seiner Familie, unter anderem seine Tochter Anna Freud, bewohnt. Jedoch nur circa 15 Jahre, bis die SS-Soldaten die Familie Freud, die jüdischer Abstammung war, verfolgen wollten. Anna Freud und ihr Vater Sigmund Freud flohen nach London. Das Haus, das als Museum umgestaltet wurde und nur noch wenige Habseligkeiten der Familie Freud besitzt, war sehr interessant. Wiederum hatten wir eine tolle Führerin, die uns einen guten Einblick in das damalige Leben dieser interessanten Familie gab. Ausserdem wurde noch der Vortrag der Studienarbeit über Anna Freud vor dem Freudhaus gehalten.
Am Nachmittag hatten wir frei und durften uns in Gruppen aufteilen, um Wien an diesem letzten Nachmittag individuell zu geniessen. Als Krönung der Woche trafen sich alle drei Klassen, die in Wien dabei waren, am Prater. Der Prater ist ein Vergnügungspark, quasi mitten in der Stadt, der das ganze Jahr zum Spass-Haben einlädt. Als Abschluss wollten wir ganz Wien nochmals im Schnelldurchgang geniessen und beschlossen somit, auf das Riesenrad zu gehen. Dort erlebten wir die herrliche Aussicht über die wunderschöne Stadt. Den Abend durften wir wiederum frei gestalten und geniessen.

Freitag, 28. September
Die Heimreise gestaltete sich um einiges komplizierter als erhofft und angenommen. Relativ früh am Morgen mussten wir los. Müde von der Woche und froh bald zu Hause zu sein, erfuhren wir am Wiener Bahnhof, dass wegen einer Entgleisung der Zug gestrichen war. Wir Schülerinnen und Schüler waren alle genervt und ungewiss, doch die Lehrpersonen engagierten sich und suchten schnell den Weg zum anderen Bahnhof heraus, um dort den Zug Richtung Basel SBB zu nehmen. Nach der zehnstündigen Fahrt und mit circa einer Stunde Verspätung trafen wir endlich in Basel ein. Trotz der wunderbaren Woche freuten wir uns wieder auf die eigenen vier Wände. 

 

 

Navigation